Allein auf weiter Flur

Deutschland scheint mit seiner Forderung nach strikten Sparprogrammen, Strukturreformen und Haushaltsdisziplin immer einsamer zu werden. Die letzten Verbündet sind der Schlacht an den Wahlurnen zum Opfer gefallen und mit Francois Hollande hat der Wunsch der Südländer nach einer etwas weicheren Fiskaldisziplin und Wachstumspaketen einen neuen starken Führer gewonnen, der es sogar wagt, Angela Merkel die Stirn zu bieten. Alles in allem scheint es sich zu bewahrheiten, was Alexis Tsipras, der 37-jährige Dauerfunktionär und Berufspolitiker festgestellt hat: “Zum erstem Mal ist Merkel extrem isoliert” (vgl. Focus).

Allein und dickköpfig

Wenn man das Wort “isoliert” verwendet, schwingt damit gemeinhin der Vorwurf des uneinsichtigen Starrsinns mit. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass derjenige, der isoliert ist, dies zum Großteil selbstverschuldet hat, da er sich einer vernünftigen Mehrheitsmeinung nicht anschließen wollte. Das Wort “Isolation” hat also einen negativen Beigeschmack bekommen, die Zeiten der Spledid Isolation sind schon lange vorbei. Allein sind nur Störenfriede; vernünftige Menschen haben immer Mehrheiten hinter sich.

Doch nicht so allein

Auf den ersten Blick mag es schon scheinen, als sei Deutschland zunehmend auf sich allein gestellt. Nicht nur die europäischen Nachbarn, sondern auch Politiker jenseits des Atlantiks raten uns zu einer Abkehr vom gewählten Konsolidierungskurs. So wie es scheint gibt es weit und breit kaum mehr Verbündete. Aber das gilt eben nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick und mit etwas Nachdenken erkennt man schnell, dass Deutschland zumindest einen wichtigen Verbündeten weiterhin an seiner Seite weiß. Dieser Verbündete hat zwar kein Stimmrecht in irgendeiner Versammlung, seine Stimme ist jedoch immer klar und deutlich zu vernehmen und oft die einflussreichste von allen. Er geht zu keiner Abstimmung, hat aber die Macht, Regierungen über Nacht stürzen zu lassen. Dieser Verbündete ist der Markt. Francois Hollande und andere Regierungschefs können fordern was sie wollen, je mehr Geld sie durch neue Verschuldung aufzunehmen gedenken, desto teurer wird es sie kommen. Ohne einen direkten oder indirekten Griff in die deutschen Taschen wird kein Wachstumspaket zu finanzieren sein. Man kann die Frage, ob Deutschland derzeit isoliert ist oder nicht auf einen Punkt bringen:

Solange man auf der Seite des Marktes steht, ist man vielleicht “isoliert” aber auf keinen Fall allein.