Where is the money?

Das Liquiditätsweihnachtsgeschenk der EZB, der EUR 489 Mrd. Dreijahrestender, sollte ja eigentlich den Interbankenmarkt ankurbeln und eine Kreditkrise der Realwirtschaft verhindern. Das erste Ziel wurde bereits verfehlt. Die Banken haben zwar bei der Verteilung der Gelder kräftig zugegriffen, denken jedoch nicht im Traum daran, sich gegenseitig Kredite zu geben, sondern parketn ihre Liquidität lieber über Nacht bei der EZB. Aber was machen sie mit dem Geld, welches sie nicht als freie Liquidität hin und her schaufeln?
Die erfolgreiche Auktion kurzfristiger italienischer Staatsanleihen schürt die Vermutung, dass sich zumindest einige Banken günstiges Zentralbankgeld besorgt und damit Staatsanleihen gekauft haben. Die Zinsdifferent wird als Gewinn eingestrichen und stärkt das Eigenkapital. Dass die Aufsichtsbehörden Staatsanleihen weiterhin als risikolos einstufen und keine Eigenkapitalhinterlegung der Banken fordern, macht diese Investition noch interessanter. Faktisch wird durch dieses Konstrukt zweierlei erreicht: Zum einen werden die Banken durch solche Arbitragegeschäfte auf Kosten des Steuerzahlers rekapitalisiert, zum anderen werden Staaten dadurch indirekt durch die EZB finanziert. Beide Entwicklungen sind vielleicht von der Politik gewollt, widersprechen aber eigentlich sowohl dem Geist der marktwirtschaftlichen Prinzipien (wer den Gewinn hat soll auch das Risiko tragen) als auch dem Geist der Europäischen Verträge (Verbot der Staatsfinanzierung durch die Notenbank).
Ich wage allerdings die Prognose, dass nur Auktionen von kurzfristigen Staatstiteln von dieser Entwicklung profitieren. Solange die Banken einigermaßen sicher sind, dass die ausgegebenen Anleihen refinanziert werden können, sei es durch die Liquidität im Markte, sei es durch diverse Rettungsschirme, kann diese Zinsarbitrage funktionieren. Sobald jedoch fünfjährige oder zehnjährige Anleihen auf den Markt kommen, ist weiterhin mit einer starken Zurückhaltung seitens der Banken zu rechnen. Aber lassen wir uns überraschen. Am Donnerstag dieser Woche werden auch einige zehnjährige italienische Anleihen an den Markt gebracht.