Nachdem die europäischen Banken sich diese Woche günstig mit Zentralbankgeld eindecken konnten, besteht zumindest die vage Hoffnung, dass aufgrund dieser Maßnahme wieder mehr Vertrauen in den Interbankenmarkt zurückkehrt und auch eine befürchtete Kreditklemme in der Realwirtschaft verhindert werden kann. Allerdings hat diese Kreditvergabe auch negative Seiten.
Die Banken und dabei besonders diejenigen, welche vom Wohlwollen der Politik abhängig sind –und das sind derzeit fast alle-, könnten von interessierter Seite auf die Idee gebracht werden, mit den billigen Zentralbankmitteln Staatsanleihen zu kaufen. Das hätte für die Banken den schönen Effekt, dass sie billiges Geld in höherverzinste Staatsanleihen investieren und damit einen Gewinn erzielen könnten. Aber auch für die Staaten würde sich eine neue Situation ergeben: Sie hätten wieder mehr Käufer für ihre Staatspapiere und könnten mit sinkenden Zinskosten rechnen.
Leider hat diese Konstruktion zwei Schönheitsfehler: Zum einen war das hohe Volumen von Staatspapieren auf den Bankbilanzen ja eine der Ursachen für das gegenseitige Misstrauen der Banken untereinander. Dieses Misstrauen würde sich also eher noch verstärken und die Liquidität des Interbankenmarktes weiter austrocknen.
Zum anderen würde die Weiterleitung der Zentralbankgelder an die Staaten nichts anderes sein, als eine Finanzierung der Staaten durch die EZB, was ja genau verboten ist.
Die Zukunft muss also zeigen, wie frei die Banken bei ihrer Investitionsentscheidung wirklich sind. Es ist zu befürchten, dass die Politik vor allem in den Peripherieländern verstärkt Druck auf die lokalen Banken ausüben wird, als Käufer neuer Staatsanleihen am Markt aufzutreten.
Ob diese Entwicklung von der EZB wenigstens implizit beabsichtigt war, kann an dieser Stelle wohl nicht geklärt werden. Dass die beiden Dreijahrestender der EZB, über die die Banken sich mit günstigem Geld eindecken können, gerade rechtzeitig vor der nächsten Refinanzierungswelle Frankreichs und Italiens bereitstehen bietet natürlich Raum für Spekulationen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.