Vertrauen ist gut….

„Europa scheitert, wenn der Euro scheitert…“ – kurz, prägnant, falsch (zumindest so, wie von der Kanzlerin gemeint).

Wieso sollen den eine politische Idee und deren institutionelle Ausgestaltung, d.h. die Europäische Union, von einer einzelnen Währung abhängig sein? Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen existierten bereits lange vor der Währungsunion und auch heute gibt es eine Vielzahl von Mitgliedsländern, die den Euro nicht als Zahlungsmittel eingeführt haben. Europa von der Existenz des Euro abhängig zu machen oder gar davon, dass Griechenland oder ein andere Land Mitglied der Währungsunion bleibt, ist daher Nonsens.

Sinn macht der Satz eigentlich nur, wenn man unter dem Scheitern des Euro etwas anderes als die Auflösung oder Verkleinerung der Währungsunion versteht. Unter dem Scheitern einer Währung verstehe ich, dass der Währung das Vertrauen entzogen wird. Eine Währung kann offiziell lange in Umlauf bleiben, gescheitert ist sie aber bereits dann, wenn ihr kein Vertrauen mehr entgegengebracht wird und die Leute ihr Vermögen lieber in anderen Werten anlegen.

Leider ist das Vertrauen in den Euro derzeit erschüttert, da seine Stabilitätsfundamente seit seiner Einführung unterminiert wurden: Schon zu Beginn der Währungsunion wurden die Beitrittskriterien nicht beachtet und die Stabilitätskriterien verkamen zu einem „nice to have“. Der Stabilitätspakt wurde unter Mithilfe Frankreichs und Deutschlands bei der erstbesten Gelegenheit aus politisch opportunen Gründen gebrochen und die non-bail-out Klausel entwickelte sich im Rahmen der Griechenlandhilfe zur Lachnummer. Selbst die Hüterin der Geldwertstabilität, die EZB, scheint derzeit hauptsächlich damit beschäftigt, mit immer neuen Liquiditätsspritzen politische Fehlentscheidungen zu kaschieren und Fehlinvestitionen des Finanzsektors zu sozialisieren. Die ursprünglich versprochene Stabilitätsunion ist trotz aller gegenteiligen Beteuerungen dabei, sich zur Transferunion zu verwandeln.

Dass bis heute bezüglich der Währungsunion so ziemlich alle politischen Versprechungen und einige inter- und intranationale Verträge umgebogen oder sogar gebrochen wurden, vernichtet das Vertrauen der Bevölkerung in die Währung und kann, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird, den Euro zum Scheitern bringen.

Wenn sich ein einmal eingetretener Vertrauensverlust jedoch nicht nur gegenüber der Währung, sondern auch gegenüber den europäischen Institutionen oder den Nachbarländern manifestiert, dann ist auch der einleitende Satz wahr: Dann ist auch Europa gescheitert.